Erst mal etwas Grundsätzliches; es gibt jetzt über einen längeren Zeitraum keinen ausgeglichenen Wohnungsmarkt mehr. Vermieter können exorbitante Mieten verlangen und den Staat interessiert das nicht die Bohne.
Deutschland ist nun mal ein Land, in dem Mietwohnungen ein Normalzustand sind und es herrscht Hauen und Stechen auf diesem Markt; halt Raubtierkapitalismus.
Stellt man sich die Frage, wie eine durchschnittliche Mietwohnung bei Abschluss eines Mietvertrages auszusehen hat, scheiden sich schon die Kleingeistigen mit ihren Vorstellungen und anschließenden Forderungen.
Hier das große Zimmer meiner aktuellen Wohnung:
Das Bild kann übrigens vergrößert werden. Einfach draufklicken
Wer jetzt z.B. denkt und meint, eine Wohnung muss nach Vorbildern von “Schöner Wohnen” aussehen, der sollte sich gleich mal mit einem Psychiater in Verbindung setzen. Wohnen heißt immer auch eine gewisse Unordnung, denn die gehört zum Leben auch dazu. Dass z.B. die leeren Kartons vor dem Fotografieren von mir nicht weg geräumt wurden, hat schlicht und ergreifend damit zu tun, dass ich gerade keine Lust hatte. Pasta. Meine Wohnung ist NIE ein Museum und wem es nicht passt, kann anpacken oder am Besten gleich wieder gehen.
Da ich mich auch nach 70 Jahren noch immer an die Wohnung in Mainz, wo ich aufgewachsen bin, erinnern kann, kommt diese Erinnerung sofort hoch. Natürlich ist diese Wohnung hier größer, aber wenn man im vergrößerten Bild genau hinschaut, hat man in meinem Alter sofort das Gefühl, im Nachkriegsdeutschland zu sein, wo man alles vermieten konnte zu fast jedem Preis, was vier Wände und ein dichtes Dach über dem Kopf hatte. Nur damals zahlte man in D-Mark, der Preis war der Einkommenssituation angepasst und man muss sich noch vor Augen halten, Mainz war zu 90% zerstört und die Wohnungsämter (die gab es damals noch, besonders auch wegen der Zuteilungen) waren so halbwegs ein Garant, dass man nicht total übers Ohr gehauen wurde, doch dies ist inzwischen 67 Jahre her.
Diese Wohnung hat auch eine Geschichte, welche man hier nachlesen kann. Die Bilder in diesem Beitrag entstanden kurz nach meiner Ankunft in Calw am 01.12.2016 und der Beitrag beschreibt dabei einen kleinen Teil der Geschichte dieser Wohnung.
Natürlich ist dieses Haus ein altes Fachwerkhaus, aber Renovierungsarbeiten wurden hier wohl seit ‘Urzeiten’ nicht mehr durchgeführt. Die Elektroinstallationen sind der absolute Heuler. Allein unter dieser Prämisse wird diese Wohnung nicht mehr zu vermieten sein, außer man investiert erst einmal nach heutigen Handwerkspreisen so zwischen 80 – 100.000 €uronen. Hinzu kommt übrigens noch die Tatsache, dass die Wohnung trotz der inzwischen funktionierenden Heizung (Gas) niemals richtig kuschelig warm wird, denn diese Wohnung hat in der Hauptsache Außenwände und nur noch die Keller unter sich und wärme steigt ja bekanntlich nach oben.
Die oberen drei Stockwerke wurden vor Jahren als Eigentumswohnungen verkauft, aber die schlechteste Wohnung war wohl nicht verkäuflich und so mussten die Grundeigentümer vermieten, sonst wäre es ja nutzloser Platz gewesen und hätte nur noch Geld gekostet. Leider wurde aber in keiner Weise ausreichend investiert, um einen Standard zu erreichen, der der heutigen Jahreszahl 2018 auch nur annähern gerecht werden würde.
Heutzutage wären die Kosten für eine Sanierung der einfachen Art schon so teuer, dass man diese Kosten vielleicht in 50 Jahren über die Miete herein geholt hätte. Aber Altbau will auch gepflegt werden. Diese Wohnung wurde über knapp zwei Jahrzehnte immer mehr zu Müllhalde, aber ich habe nun mal im Jahr 2018 hier in Deutschland keine andere Chance mehr, an eine Wohnung unter normalen Umständen zu kommen, denn inzwischen ist Wohnen ein Luxus und wird für viele Menschen ausgenutzt, welche durch ihre Umstände gezwungen sind, zu mieten, aber kein hohes Einkommen haben. Alles politisch gewollt.
Ich würde ja gerne einen Sachverständigen ins Haus holen, der den aktuellen Mietpreis von 358,00 €uronen (kalt) sich mal zur Brust nimmt, kann diesen Fachmann aber nicht bezahlen bei meiner Grundsicherungsrente von derzeit € 650,00. Ich denke aber, mir wird schon noch was einfallen, dass sich meine derzeitige finanzielle Situation in Bezug auf die Miete noch verbessert.
Die Mietsituation ist derzeit in Deutschland eine einzige Katastrophe, da der Staat sich ja aus der Wohnungserstellung quasi komplett zurückgezogen hat. Der Markt soll es richten und dieser ist halt nur noch von gierigen Bonzen beherrscht.
Natürlich gibt es eigentlich genug Wohnraum in Deutschland, aber durch Luxus-Neubau oder Luxus-Sanierung für ‘Normalsterbliche’ unerreichbar, weil einfach nicht zu bezahlen und die Gesamtsituation auf diesem Markt wird von Jahr zu Jahr schlimmer, bis den Betroffenen der Kragen platzt. Wohnen ist immer noch kein Menschenrecht und ist somit auch nicht im Grundgesetz verankert.
Als ich hierher nach Calw kam, war meine Intention, einer hilflosen und kranken Kollegin zu helfen, auch dass sie hier die Wohnung behalten konnte, welche sie ja schon fast 20 Jahre bewohnte. Diese Kollegin starb jetzt am 06.12.2017.
Eigentlich ist es jetzt von meiner Seite pure Notwehr, dass ich nicht aus dieser Wohnung ausziehe, denn eine normale Wohnung zu einen adäquaten Preis werde ich in diesem Land wohl nicht mehr finden. Mit 70 Jahren werde ich mich nicht mehr auf die Straße vertreiben lassen.