Seit 35 Jahren gibt es inzwischen die sogenannten Personal-Computer, seit 30 Jahren kann man sie auch wirklich als Arbeitsgerät nutzen.
E-Mail und Internet haben sich inzwischen eigentlich in den Büros, egal ob beim Arzt oder Anwalt, beim Metzger oder Bäcker, in jeglicher Bürokratie und noch viel mehr im privaten Umfeld etabliert.
Als ich zum Beispiel 1993 eine Festanstellung in einem Architektur-Büro als Schreibkraft fand, war dies für mich, wenigstens kurzfristig, schon eine ziemliche Umstellung, denn vorher war ich 20 Jahre als Freiberufler in der Filmbranche tätig, die letzten 8 Jahre als Kameramann und noch so einigen anderen Berufszweigen in dieser Branche.
Durch den Zusammenbruch des Kommunismus änderte sich auch vieles mit dem Höhepunkt am 9.11.1989 durch die Öffnung der Mauer zu Ostdeutschland. Unsere sogenannten ‘Brüder und Schwestern’ aus diesem Gebiet Ostdeutschland und hier auch gerade aus dem Film- und Fernsehbereich. Diese strömten jetzt auf den gesamtdeutschen Arbeitsmarkt und das Erste, was damals passierte, war – sie machten den etablierten Einkommensmarkt dadurch kaputt, da sie quasi für die Hälfte der bisherigen Gagen arbeiteten und wir sogenannten Alteingesessenen dadurch die Verlierer waren. Ich habe noch bis Dezember 1991 durch gehalten, dann jedoch kamen plötzlich keine Aufträge rein. Ich zog die Konsequenzen und stieg aus der Filmbranche aus und besann mich auf Fertigkeiten, welche ich mir seit 1983 angeeignet habe – die war meine Geburtsstunde des Computers als Arbeitsgerät.
Die Anstellung als Schreibkraft (übrigens ‘Adlersuchsystem’ mit 2 Fingern) war mein Sprungbrett, denn ich konnte schon wesentlich früher als Andere mit komplexen Textverarbeitungsprogrammen umgehen und dies wollte und konnte ich dann ausnutzen, um meine Familie zu ernähren. Die sogenannte Schnelligkeit der Arbeitsabläufe konnte ich durch mein Wissen und Können, aber auch durch Lernbereitschaft kompensieren, denn gegen die komplexen Textverarbeitungen hatte eine Schreibmaschine keinerlei Chancen mehr und auch ‘’”Zehnfinger blind” war nicht mehr gefragt.
Schon mein erster längerer Einsatz bei einem technisch-wissenschaftlichen Verein (DVGW) konnte mir einen Vorsprung gegenüber den normalen sogenannten ‘Bürotippsen’ sicher. Dazu kamen natürlich auch noch meine ganz normalen Kenntnisse des Werkzeugs “Computer” im Allgemeinen und dies kam mir dann an meiner Arbeitsstelle in diesem Architekturbüro zu nutze, denn die Chefsekretärin hat sich regelrecht geweigert, eine technische Umstellung mit zu machen und wurde dadurch an meinen Arbeitsplatz gesetzt und ich an ihren und immerhin habe ich diesen Arbeitsplatz dreieinhalb Jahre ausgefüllt. Warum er dann beendet wurde, gehört hier nicht mehr hin.
Meine anschließende Arbeitslosigkeit hielt genau 3 Wochen an und ich wechselte in der Computer-Support und dazu noch in eine Weltfirma (Procter & Gamble). Auch dort blieb ich dreieinhalb Jahre, bis ich anschließend in der nächsten großen Firma (Thomas Cook) einstieg. Bei beiden Firmen war ich als Kontraktor im Support beschäftigt mit einer guten Gage und auch der allgemeine Lerneffekt, besonders auch durch die Kollegen, kam dabei nicht zu kurz. Mein insgesamt tätiges Berufsleben war davon geprägt und niemand hat jemals nach irgendwelchen schriftlichen Qualifikationen gefragt, also ähnlich der Filmbranche, in der ich ja immerhin in 6 Berufen arbeiten und Geld verdienen konnte.
Das ich Anfang 2002 (30.April) quasi in eine Rezession abglitt, war nicht auf meinem Mist gewachsen. Immerhin war ich zu diesem Zeitpunkt schon 55 Jahre alt und der #Sozialkill stand gerade mal an seinem Anfang. Was die Politik in diesem Zeitraum schon versaut hatte, war mir damals noch gar nicht so bewusst, denn für solche Überblicke war für uns Werktätigen gar kein Platz. Die allgemeine Arbeit war einfach wichtiger. Die Rezession traf viele von uns Freelancern, besonders die Älteren. Ich selbst habe nie wieder eine Arbeitsstelle bekommen und 2005 startete Hartz IV.
Jetzt ist die Einleitung doch etwas länger geworden, denn ich wollte bzw. will ja über Calw und die Technikablehnung noch ein wenig schreiben. Verständlich wird diese Ablehnung für mich persönlich sowieso niemals sein, es sei denn, ich würde versuchen, diesen Menschenschlag hier zu analysieren, aber dafür sind die bisherigen 7 Monate, welche ich jetzt hier bin, wirklich nicht genug und schon viel zu sehr mit negativen Erfahrungen, aber auch inzwischen mit Vorurteilen versetzt. Nun sind aber Vorurteile meist emotional besetzt und führen oftmals auf Wege, welche man ja eigentlich nicht beschreiten will, wenn man denn sein Gehirn mal einschaltet.
Hier in Calw im Nordschwarzwald scheinen aber die Arme zu kurz zu sein, um an diesen Schalter zu kommen. Ein anderes Merkmal sind die sogenannten christlich Sekten, Vereinigungen und mehr, welche hier in diesem Reservat eine Macht ausüben, welche ich so gar nicht gewohnt bin, besonders nicht “im Jahre des Herrn 2017”, wenn ich dies mal so als Fakt anführen kann. Meine eigenen Überlegungen gingen sogar schon so weit, dass ich hier den Hebammen die Schuld andichtete, dass sie die hier Geborenen einmal zu viel vom Wickeltisch haben fallen lassen.
Meine sogenannte satirische Denke bringt mich aber auch nicht weiter; als Beispiel habe ich hier meinen Hausarzt, der mich ja gnädiger Weise in seine Praxis aufgenommen hat. Dies ist in dieser Stadt, welche Herrmann Hesse (hier geboren) fluchtartig verlassen hat.
Er hat Internet, er hat eine Homepage und E-Mail, aber wenn ich dies zu seiner Entlastung nutze, gerate ich jedes mal in Versuchung, diesen Arzt als nicht mehr ganz dicht zu bezeichnen.
E-Mail werden ganz einfach von ihm nicht gelesen und ignoriert. Das gleiche Spiel habe ich mit seinen Arztheferinnen, die mir regelmäßig auf telefonische Nachfragen mitteilen, dass sie nicht an die E-Mail drankommen trotz mehrerer Accounts und jedes mal wundere ich mich dann, dass sie überhaupt ein Telefon bedienen können.
Sucht man hier in der Stadt Technikgeschäfte, so hat man relativ schnell raus, dass diese Sparte des Handels einen besonders schweren Stand für Geschäfte hier hat, außer den üblichen Smartphone-Geschäften, welche aber nicht mit diffizilen technischen Fragen belästigt werden darf oder mit Kaufwünschen, denn wirklich Ahnung von der Materie habe ich einfach bisher nicht finden können. Und überhaupt ist die gesamte urbane Infrastruktur des Handels an den Rand der Stadt gedrängt ist, da das eigentliche Calw mit seinen sogenannten historischen Häusern frei bleiben muss von schnödem Handel, denn die politisch und auch sonst Handelnden in dieser Stadt bauen auf einen Tourismus, der sich auf Spielzeughäuser im Fachwerkstil und auf Herrmann Hesse bezieht, der die Einwohner dieser Stadt nicht gerade in guter Erinnerung hatte. Wenn man nach einen Kaff mit Pharisäern suchen würde, hier in Calw würde man sofort fündig werden und selbst der sogenannte ‘heilige Geist’ würde hier verrückt werden.