Wie schon in den letzten Wochen seit dem Tod von Inge Jurk; es ist 3 Uhr morgens (heute ist übrigens der 05. Januar 2018), ich bin wach, mein Hirn läuft auf Hochtouren, auch schon vom Geträume während der voran gegangenen Schlafphase von 2 Stunden und doch – jetzt nach dem Wachwerden bekomme ich nur wenig substantielles zusammen, welches ich hier im FIWUS schreiben und dann veröffentlichen kann. Und immer wieder geistert die Frage durch meinen Kopf: “Wie soll ich Inge eigentlich beschreiben nach einem Jahr engstem aufeinander kleben?”
Es soll doch ein Nachruf werden. Wenn ich einfach locker, flockig alles runter schreibe, was ich so von ihr in dieser Zeit erfahren habe in unseren auch langen Gesprächen, so wäre es doch nur ein Ausschnitt aus einem Leben, welches ich hier aus zweiter Hand widergebe, denn vor dem 01.12.2016 war Inge für mich ein Internetphantom, welches gute und weniger gehaltvolle Texte im FIWUS veröffentlichte.
Ich muss dabei auch Abwägen, was relevant und weniger wichtig ist, obwohl in einem Leben auch dass für andere Menschen Unwichtige für den eigentlich Betroffenen sehr wichtig sein kann. Dies steckt übrigens in uns allen.
Ihre Kindheit und Jugend war von einem religiös verbrämten Wahn geprägt, den ich eigentlich nicht beschreiben kann und auch nicht will, denn sonst kommt mir persönlich wieder die Galle hoch. Dies führte aber auch dazu, obwohl hoch Intelligent, dass sie niemals eine wirkliche Chance hatte, eine gescheite Ausbildung zu machen, denn sie wurde immer wieder durch äußere Umstände quasi ‘gezwungen’, an andere Mitglieder ihrer Familie ‘zu denken’ und sich um sie zu kümmern. Dieses quasi Helfen müssen hat sie aber nicht gestärkt, sondern immer weiter geschwächt in ihrer Persönlichkeit, bis ihr nur noch der Ausweg blieb, ihre Stärke der Intelligenz so zu nutzen, dass sie sich als Opfer gerierte und zwar durch Manipulation von nicht so intelligenten Menschen. Ich bin ihr auch erst mal auf den Leim gegangen, aber ich habe auch einen sogenannten Vorteil; ich war ihr, was Realitäten anging, um Lichtjahre voraus. Dies alles hat auch ziemlich schnell zu massiven Unstimmigkeiten geführt, in dem ich dann immer häufiger das Heft in die Hand nehmen musste oder als letzte Konsequenz sie alleine lassen musste.
Dass diese Zeit praktisch am 06.12.2017 nach etwas über einem Jahr so abrupt endete, war für beide Seite damals noch nicht in dem Ausmaß erkennbar und stellte sich erst nach ca.
4 Monaten heraus und die äußeren politischen Umstände in diesem Land bewirkten ein Übriges. Ich musste bleiben, weil ich sonst kein Dach über dem Kopf gehabt hätte und mit damals knapp 70 Jahren auch ganz sicher nicht besonders lustig gewesen wäre …
… aber ein Abschied war noch niemals leicht und dieser fällt mir besonders schwer, ist aber auch inzwischen eine Erleichterung – für Inge und auch für mich persönlich.
Seit 10.Dezember 2017 sitze ich jetzt schon an diesem Beitrag und Nachruf und die fast allgemeingültige Formel, dass man über Tote nur Gutes schreiben soll, will jetzt einfach für mich nicht funktionieren, denn kein Mensch ist nur gut oder auch weniger gut.
12 Monate und 6 Tage war ich ihr näher, als in den letzten 15 Jahren einem anderen Menschen, denn die ersten 6 Monate saßen wir in der Küche Stuhl an Stuhl vor unseren Computern.
Der FIWUS wird in Zukunft an guten Texten ärmer sein. Ist natürlich nur meine Meinung, aber über die Jahre gesehen wird Inge Jurk uns in Zukunft mehr als nur fehlen.
Sie starb am 6. Dezember 2017 um 20:20 Uhr im Krankenhaus in Calw.
Schon die letzten Beiträge von ihr waren von ihrer Krankheit geprägt, aber sie waren auch klar verständlich, wie schon die meisten ihrer Beiträge insgesamt über die Jahre. Sie bleiben uns erhalten als ein Erbe, welches ich persönlich so niemals antreten wollte. Ganz besonders werde ich die Bilder vermissen, welche sie mit viel Phantasie kreiert hat.
Ich selbst musste bisher nur selten einen Nachruf schreiben und fühle mich dabei so gar nicht wohl, denn ihr letztes Jahr auf diesem Planeten war ich an ihrer Seite, weil es sonst niemand tat. Ein Zuckerschlecken war es ganz gewiss nicht, denn die äußeren Umstände, aber auch die gesellschaftliche Ablehnung von Alten und behinderten Menschen, auch und ganz besonders hier in Calw, ist inzwischen nur noch zum Kotzen, aber alles inzwischen auch von höchster Stelle politisch gewollt. Dass sie diese Stadt vor fast 19 Jahren ausgewählt hat, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Ich habe auf diese Frage nie ein Antwort bekommen.
Inge hat besonders diesen Verachteten und Ausgestoßenen eine Stimme gegeben.
Inge Jurk und ich waren wohl Kollegen, mehr aber auch nicht. Dass ich mich entschlossen hatte, ihr helfen zu wollen, hat sich im Nachhinein als eine ziemlich falsche Entscheidung heraus gestellt, aber da war es für mich schon zu spät, mich einfach wieder zurück zu ziehen, denn ab 1. Dez. 2016 war ich in dem Kuhkaff Calw gefangen und musste mich mit Gegebenheiten auseinandersetzen, die auch wesentlich erfahrenere und jüngere Menschen an den Rand einer Klapsmühle gebracht hätten. Hinzu kommt natürlich auch, dass ich nicht nur wegrenne, wenn es brenzlig wird, denn auch mit Niederlagen, weiß ich inzwischen um zu gehen.
Inge war nicht die, welche wir so aus dem Internet kennen. Sie war einseitig und vielseitig zugleich und hatte aber auch die Macht der Manipulation gut für sich zu nutzen gewusst und diese Aussage ist nicht nur negativ gemeint, denn ich habe in 70 Jahren lernen müssen, mich gegen dies alles zu wehren.
Inge war nicht nur keine Heilige und sie war auch nicht einfach nur Opfer, aber sie war auch nicht nur Täterin. Wer sich dies alles mal vor Augen führt, wird irgendwann bemerken, dass das Internet allein zu einseitig ist, um komplexe Persönlichkeiten zu beschreiben und mit ihnen um zu gehen und in mir hatte sie in dem einen Jahr einen Gegenpart, der ihr gegenüber gefühlsmäßig nicht gebunden war und zum Schluss war ich, wie viele andere auch, für sie ein Feind. Dass ist wohl bedauerlich, aber in der Komplexität ihrer Persönlichkeit wohl schon sehr, sehr lange verankert und doch bedaure ich ihren Tod, denn das Potential in ihr war gewaltig, wenn man sie wirklich erleben konnte.
R.I.P. – Rest in Peace – Ruhe in Frieden, Inge (07.11.1949 – 06.12.2017)